Invasive Bedrohung – Chinesische Teichmuschel im Happurger Stausee
Im Rahmen der Muschelrettungsaktion am Happurger Stausee wurden zwei Chinesische Teichmuscheln gefunden.
Das nachfolgende Interview wurde mit Hr. Dr. Andreas Dobler, Umweltplaner und Ingenieurökologe, Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München und Hans Padberg, Diplom Biologe, Fischereiverband Mittelfranken e.V., die die Muschelrettungsaktion am Happurger Stausee begleiten und Herrn Markus Illauer, Vorstand des Fischereiverein Nürnberg e.V. geführt.
Woher kommt die chinesische Teichmuschel?
Die Chinesische Teichmuschel kommt ursprünglich aus Asien und ist in Deutschland inzwischen verbreitet und gilt somit als Neozoon, also als eine invasive Art. Sie breitet sich vor allem in Bayern, aber auch anderen Bundesländern aus, wo sie heimische Arten verdrängt und die Gewässerökologie nachhaltig verändert. Die Chinesische Teichmuschel ist die größte Muschelart, die derzeit in europäischen Gewässern vorkommt und kann eine Länge von über 25 cm bis zu maximal 30 cm erreichen und dabei ein Gewicht von bis zu 1,6 kg erreichen.
Wie hat sie sich verbreitet?
Die chinesische Teichmuschel wurde wahrscheinlich mit Graskarpfen in unsere heimischen Gewässer eingeschleppt. Die Glochidien heften sich da an die Kiemen an und werden somit in verschiedene Gewässer verbracht.
Welchen Lebensraum bevorzugt sie?
Die Chinesische Teichmuschel besiedelt dieselben Lebensräume wie heimische Arten, bevorzugt nährstoffreiche Stillgewässer und langsam fließende Flüsse mit schlammigem Untergrund. Muscheln filtern das Wasser mit ihren Kiemen und ernähren sich somit von Plankton, abgestorbenen Organismen und anderen Schwebestoffen.
Welche konkrete Gefährdung besteht zu unseren heimischen Muschelarten?
Als invasive Art steht sie in starker Konkurrenz zu heimischen Muschelarten und bedroht auch den geschützten Bitterling. Fische die mal mit einem Glochidien, also mit einer Larve von den Chinesischen Teichmuscheln besiedelt war, sind sozusagen geblockt für andere Fische und stehen danach den heimischen Arten nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommt, dass die Chinesische Teichmuschel eine sehr große Filtrationsleistung hat und unseren heimischen Arten somit als direkter Nahrungskonkurrent gegenübersteht.
Wie vermehren sich Muscheln?
Das Weibchen des Bitterlings nutzt seine Legeröhre, um seine Eier in die Atemhöhle der Muscheln zu legen.
Wie viele Larven produziert eine Muschel?
Eine Chinesische Teichmuschel kann je nach Lebensbedingungen mehrfach im Jahr bis zu 600.000 Glochidien produzieren. Bei unseren heimischen Muschelarten werden nur einmal in der Fortpflanzungsperiode Juli bis August bis zu 400.000 winzige Larven, sogenannte Glochidien von August bis September ins Gewässer ausgestoßen.
Wie entwickelt sich die Larven weiter?
Die unbeweglichen Larven heften sich mit kleinen Haken an die Kiemen, Flossen oder die Haut von Wirtsfischen (z. B. Rotfedern, Gründlinge, Flussbarsche usw.). In ihrer parasitischen Phase ernähren sich Glochidien parasitär vom Gewebe und Blut der Fisch. Sie dringen in das Fischgewebe ein, wo sich Zysten bilden und zersetzen das umliegende Gewebe mithilfe von Enzymen, um sich zu ernähren und zu entwickeln.
Wie lange dauert die Entwicklung und Metamorphose an?
Die Larven bleiben drei bis elf Wochen als Parasit am Fisch, entwickeln sich zu kleinen Muscheln und lassen sich schließlich abfallen, um sich im Bodengrund einzugraben.
Wie entwickelt sie sich danach weiter?
Von diesem Zeitpunkt an leben die jungen Muscheln selbstständig am Grund des Gewässers. Chinesische Teichmuscheln werden nach etwa 2 bis 4 Jahren geschlechtsreif. Unsere heimische Große Teichmuscheln hingegen erst nach 3 bis 5 Jahren.
Woran erkennt man die Chinesischen Teichmuschel?
Sie ist sehr rundlich im Vergleich zu den heimischen Teichmuscheln, sie hat eine etwas dickere Schale und ist meistens rötlich bräunlich von der Färbung her. Sie hat am Wirbel, das ist der älteste Teil der Muschel, wenn er nicht grad korrodiert ist, sehr starke Wirbel-Fältchen die sehr stark ausgeprägt sind im Vergleich zu unseren heimischen Arten. Nach hinten hinweggehend gibt es drei Erhebungen, die wie Strahlen aussehen. Daran ist die Chinesische Teichmuschel gut zu erkennen und von heimischen Arten zu unterscheiden.
Seit 21. November läuft die Muschelrettungsaktion am Happurger Stausee. Bisher wurden schätzungsweise 60.000 Muscheln eingesammelt und an sichere und geeignetere Stellen am See wieder ausgesetzt.
95% der eingesammelten Muschelarten waren Malermuscheln, 5% Große Teichmuscheln.
In Deutschland sind alle heimischen Großmuscheln, einschließlich der Malermuschel, nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. In der Roten Liste Deutschlands wird die Malermuschel in der Vorwarnliste geführt. Die Große Teichmuschel die in sauberen, stehenden Gewässern wie Seen und Teichen beheimatet ist und bis zu 20 cm groß werden kann, gilt sie mittlerweile als stark gefährdet und ist in Deutschland streng geschützt.
Wir bedanken uns für das Interview und den informativen Inhalt.



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